„When the remembrance of victims of right-wing violence is missing. Feminist and antifascist intervention in commemorating Corinna Tartarotti“ – ForGeRex-Forscherinnen Prof. Dr. Gabriele Fischer und Antonia Rode präsentieren Forschungsergebnisse auf einer Tagung an der Hochschule München
Vom 23. bis 25. Juni fand an der Hochschule München (HM) die gemeinsame Frühsommertagung „Umkämpftes Erinnern in der postmigrantischen Gesellschaft“ der Sektionen „Soziale Probleme Soziale Kontrolle“ und „Migration und ethnische Minderheiten“ der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) statt. Organisiert wurde die Tagung von zwei ForGeRex-Mitgliedern des Teilprojekts 3a der Hochschule München, Prof. Dr. Gabriele Fischer und Antonia Rode M.A., sowie von Dr. Eva Bahl (Ruhr-Universität Bochum) und Regula Selbmann M.A. (Universität Hannover).
Über 100, auch internationale, Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Disziplinen sind zusammengekommen, um das Thema Erinnern im postmigrantischen Deutschland zu diskutieren. Insgesamt gab es 31 Beiträge zu u.a. Themen wie Erinnern und postsozialistische Transformation, Gedenken im öffentlichen Raum als Praxis der Problematisierung oder Erinnern und Migration. Im Fokus standen dabei vor allem Auseinandersetzungen um rechte, rassistische und antisemitische Gewalt in der BRD/DDR nach 1945 und die deutsche Kolonialgeschichte. Eine Forschungswerkstatt für Nachwuchswissenschaftler:innen, die zum Themenkomplex Erinnern und rechte Gewalt arbeiten, markierte den Beginn der Tagung, die aufgrund des regen Interesses und dem kollektiven Wunsch nach Verstetigung als wichtiger Impuls und voller Erfolg bezeichnet werden kann. Mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Erinnern als Kritik?“ wurde die Konferenz offiziell und öffentlich mit Hamado Dipama (Antirassismus- und Antidiskriminierungsberater, u.a. Gründer des Arbeitskreis Panafrikanismus München e.V.), Carola Lentz (Ethnologin und Seniorforschungsprofessorin an der Universität Mainz, ehemalige Präsidentin des Goethe-Instituts), Lena Gorelik (Autorin) und Newroz Duman (Initiative 19. Februar Hanau) eröffnet. Die Diskussion zeigte die Komplexität, Vielschichtigkeit und Konflikthaftigkeit von gesellschaftlichem Erinnern.

Im Panel „Erinnern gegen Leerstellen“ thematisierten die ForGeRex-Forscherinnen Prof. Dr. Gabriele Fischer und Antonia Rode gemeinsam mit der Journalistin Lina Dahm in ihrem Beitrag die Rolle von feministischer und antifaschistischer Praxis am Beispiel der Antisexistischen Aktion München (ASAM) für ein Erinnern an Corinna Tartarotti. Sie hat 1984 bei einem neofaschistischen Brandanschlag auf den ehemaligen Club „Liverpool“ im Münchner Bahnhofsviertel derart schwere Verletzungen erlitten, dass sie diesen drei Monate später erlag. 35 Jahre lang gab es keine Erinnerungsarbeit an sie oder die Tat, dies wurde von den Feminist:innen grundlegend verändert. Der Vortrag rekonstruierte die gesellschaftlichen Ermöglichungsbedingungen von Erinnern und analysierte die Bedeutung von zivilgesellschaftlichen Interventionen.
